Wenn die ersten Schritte nach dem Aufstehen Probleme bereiten, die Gelenke nicht mehr so beweglich wie früher sind und auch im ruhenden Zustand Schmerzen bereiten, muss der Betroffene davon ausgehen, an Arthrose zu leiden. Der Gelenkverschleiß, medizinisch Arthrose genannt, wird vom Mediziner festgestellt. Es gibt verschiedene Symptome, die eindeutig darauf schließen lassen, dass es sich um eine Arthrose handelt. Möglichkeiten, um die häufigste Gelenkerkrankung der Welt zu behandeln, gibt es genügend, doch welche helfen am Ende tatsächlich? Seit geraumer Zeit gibt es die Hyaluronsäure Therapie. Auch wenn der körpereigene Wirkstoff lange Zeit umstritten war und die Ärzte die Meinung vertraten, Hyaluron würde zu schnell vom Körper abgebaut, sodass ein langanhaltender Erfolg nicht eintreten könnte, haben zahlreiche Studien und Tests ergeben, dass es keine andere Therapieform gibt, die einen besseren Erfolg mit sich bringt. Der Nachteil: Bei einer Hyaluronsäure Therapie werden Injektionen in den Gelenkspalt verabreicht. Viele Betroffene fürchten diese Behandlung; die Angst vor Schmerzen mag zwar groß sein, der Erfolg lässt den unangenehmen Eingriff jedoch schnell in Vergessenheit geraten.
Diagnostiziert der Mediziner die Arthrose, wird er in weiterer Folge Tabletten verordnen. Dabei kann er auf kortisonhaltige Präparate verweisen oder, wenn es sich um eine leichte Form der Krankheit handelt, auch Tabletten empfehlen, die kein Kortison enthalten. Viele Patienten fürchten Kortison; schlussendlich steht der Wirkstoff für Nebenwirkungen jeglicher Art. Eine andere Möglichkeit? Die Hyaluronspritze in den Gelenkspalt. Auch keine Option? Doch sind intraartikuläre Injektionen tatsächlich so "schmerzhaft", wie man glaubt? Oder helfen Hyaluron-Injektionen am Ende doch und lassen den Schmerz der Behandlung vergessen? Der Großteil der Ärzte war zu Beginn kritisch. Könnte Hyaluronsäure tatsächlich einen positiven Effekt auslösen? Mitunter ja, jedoch kritisierten die Mediziner den schnellen Abbau des Wirkstoffs. Der Körper baut Hyaluron ab; Behandlungen müssen in regelmäßigen Abständen wiederholt werden. Doch diverse Studienergebnisse haben eindrucksvoll bewiesen, dass es derzeit keine andere Therapieform gibt, die bessere Erfolge mit sich bringt.
Raveendhara Bannuru ging der Sache nach und befasste sich mit den zahlreichen Therapieformen bei Arthrose. Sie und ihr Team vom Tufts Medical Center (Boston) haben 137 Studien unter die Lupe genommen; dabei wurden die Daten von über 33.000 Probanden analysiert. Im Rahmen der Forschung, wurden folgende Therapien analysiert:
Wirkstoffe in Tabletten:
Celecoxib
Naproxen
Diclofenac
Ibuprofen
Paracetamol
Wirkstoffe in Injektionen:
Hyaluronsäure
Kortikosteroide
Placebos
Das Ergebnis der Studie:
Am Ende die Überraschung: Injektionen, bestehend aus biotechnologischer Hyaluronsäure, brachten den größten Erfolg. Die geringste Wirkung? Paracetamol in Tablettenform.
Alle Therapieforme sorgten für eine Verbesserung der Kniefunktionalität. Nur die injizierten Kortikosteroide brachten keine deutliche Veränderung; die Kortikosteroide wirkten - im direkten Vergleich - kaum besser als die verabreichten Placebos.
Doch natürlich wies die Studie auch auf etwaige Schattenseiten hin: Möglicherweise können Keime in das Gelenk gelangen, sodass - auf Grundlage der Injektionen - Entzündungen möglich sind, die sich nur schwer behandeln lassen. Der Vorteil der Hyaluronsäure besteht darin, dass es sich um einen körpereigenen Stoff handelt, der keine allergischen Reaktionen auslösen kann. Während kortisonhaltige Präparate sehr wohl für ihre zahlreichen Nebenwirkungen bekannt sind, genießt Hyaluron den Status eines nebenwirkungsfreien Produkts. Seit die Forscher auf biotechnologische Herstellung setzen, somit der rote Kamm des Hahns nicht mehr zur Produktion von Hyaluron verwendet wird und somit keine Gefahr für Menschen besteht, die allergisch auf tierische Eiweiße sind, können auch Allergiker den Wirkstoff bedenkenlos erhalten. Nach der Behandlung kann das Knie leicht geschwollen und gerötet sein; ein Umstand, der nach wenigen Stunden oder Tagen jedoch - ohne zusätzliche Behandlung - vergeht. Kühlende Umschläge können helfen, dass die leichten Nebenwirkungen, die nicht von Hyaluron kommen, sondern von der Injektion, gar nicht erst eintreten oder schon nach wenigen Stunden der Vergangenheit angehören. Natürlich haben viele Betroffene Angst vor der Behandlung. Der Gedanke, dass eine Injektionsnadel in den Gelenkspalt eingeführt wird, mag unangenehm sein. Die Erfahrungsberichte zeigen jedoch, dass die Behandlung nicht derart schmerzhaft ist, wie viele Betroffene das im Vorfeld glauben. Vorwiegend sprechen Patienten über ein unangenehmes Gefühl; starke Schmerzen treten definitiv nicht auf. Zu beachten ist natürlich die individuelle Schmerzgrenze des einzelnen Patienten.
Hyaluron ist für seine vielseitigen Eigenschaften bekannt. Auch wenn viele Menschen - nur bei dem Wort Hyaluron - gleich an die Schönheitsmedizin denken, hat sich der körpereigene Wirkstoff auch im Bereich der Humanmedizin durchsetzen können. Dabei kommt Hyaluron vorwiegend im Kampf gegen die Arthrose zum Einsatz. Dabei stehen Behandlungen der erkrankten Knie- und Hüftgelenke (Kniearthrose sowie Hüftarthrose) im Vordergrund. Doch Hyaluronsäure wird immer häufiger bei Problemen mit den Sprunggelenken, Schultergelenken sowie auch bei kleineren Fingergelenken eingesetzt. Dabei versuchen die Mediziner die Gelenkschmiere zu verbessern und die Hyaluronsäure in jene Stellen zu injizieren, die zu wenig Gelenkschmiere haben bzw. wo bereits Beschädigungen des Knorpels aufgetreten sind. Zu beachten ist jedoch, dass die Injektion der Hyaluronsäure nicht dazu führt, dass der Knorpel geheilt wird. Liegt eine Beschädigung des Knorpels vor, ist diese irreparabel. Am Ende bleibt nur die Möglichkeit, dass der Knorpel mit der Hyaluronschicht überzogen und somit geschützt wird. Ein weiterer Aspekt: Die Gelenkschmiere wird - durch die Gabe von Hyaluron - zähflüssiger, sodass die Gelenkbeweglichkeit verbessert wird; die verstärkte Stoßdämpferfunktion sorgt für weniger Schmerzen.
Entscheidet sich der Patient für eine Hyaluronsäure Therapie, wird ihm der Arzt zunächst die einzelnen Schritte erklären und über mögliche Nebenwirkungen aufklären, die - wie bereits erwähnt - keine tatsächlichen Gefahren für die Gesundheit darstellen. Bevor der Mediziner die Behandlung beginnt, muss er natürlich den Grad der Arthrose feststellen. Befindet sich der Betroffene noch im Anfangsstadium, reichen mitunter kleine Mengen; besteht bereits eine starke Abnutzung des Knorpels, muss mehr Hyaluronsäure injiziert werden. Dabei verabreicht der Mediziner das Hyaluron direkt in den Gelenkspalt. Die Behandlung dauert rund 15 Minuten. Der Behandlungserfolg tritt nach wenigen Tagen ein. Wurde eine schwache Arthrose bzw. eine Arthrose im Anfangsstadium diagnostiziert, kann bereits eine Behandlung helfen, um den Patienten dauerhaft schmerzfrei zu bekommen. Besteht jedoch eine ausgeprägte Arthrose und ein starker Schaden des Knorpels, müssen drei bis fünf Injektionen, im Abstand von mehreren Wochen, verabreicht werden. Dabei kann die Wirkung bis zu zwölf Monate anhalten. Liegt eine starke Arthrose mit erheblichem Knorpelschaden vor, hält die Wirkung für rund sechs Monate an. Nach jenen Zeiträumen muss die Behandlung - abermals mit drei bis fünf Injektionen - wiederholt werden. Nur so kann gewährleistet bleiben, dass die Gelenkschmiere zähflüssig bleibt.
Bislang zählt die Hyaluronsäure Therapie noch als Privatleistung; die Krankenkassen übernehmen die Behandlungskosten nicht. Es gibt jedoch private Versicherungen, die einen Teil der Behandlungskosten übernehmen. Ob und inwiefern die private Versicherung die Kosten oder einen Teil der Kosten übernehmen, muss der Betroffene im Vorfeld erfragen. Eine Behandlung, die drei bis fünf Injektionen beinhaltet, kostet zwischen 200 Euro und 400 Euro. Die Preise richten sich auch vorwiegend nach der injizierten Menge.
Hyaluronsäure wird aber nicht nur bei Gelenkproblemen vorgeschlagen, sondern auch bei trockenen Augen. Auch das Auge benötigt ein Reservoir von Flüssigkeit; im Normalfall wird dies durch die Tränenflüssigkeit gewährleistet, in regelmäßigen Zyklen neu gebildet und wieder abgebaut. Mitunter kann der Abfluss im Auge aber deutlich größer als die Neuproduktion sein, sodass - mit jedem Augenaufschlag - weniger Flüssigkeit zur Verfügung steht und das Auge austrocknet. Heute gibt es zahlreiche Augentropfen, die ebenfalls Hyaluron enthalten und dafür sorgen, dass die Augen weiterhin mit genügend Flüssigkeit versorgt werden. Hyaluron ist aber auch fester Bestandteil der plastischen Chirurgie geworden. Dabei dient die Hyaluronsäure der Faltenunterspritzung; mitunter können aber auch Lippen vergrößert, Nasen korrigiert und die Brüste vergrößert werden.
Auch wenn die Behandlung mit Hyaluron lange Zeit in der Kritik stand, sind die Kritiker heute in der Minderheit. Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass es keinen vergleichbaren Wirkstoff gibt, der eine derartige Wirkung mit sich bringt, wie Hyaluron. Dabei ist es möglich, dass auch bei starker Arthrose, eine Schmerzfreiheit hergestellt werden kann, sodass die Betroffenen wieder an Lebensqualität gewinnen. Durch die Hyaluronbehandlung ist es auch möglich, dass Operationen aufgeschoben oder gar abgewendet werden können. Die Verbesserung der Gelenkschmiere und der Schutz des Knorpels sorgen dafür, dass künstliche Gelenke - wenn die Therapie rechtzeitig gestartet wird - vermieden werden können. Somit sparen sich Betroffene große operative Eingriffe, die mitunter die Gesundheit und das Leben gefährden. Auch wenn die Behandlungen mit Hyaluron noch zu den Privatleistungen zählen und die Krankenkassen keinen Kostenbeitrag übernehmen, entscheiden sich immer mehr Menschen für die alternative Therapieform. Wichtig ist, dass der Patient einen Arzt findet, der sich auf die Behandlung mit Hyaluron spezialisiert hat und auch Übung darin hat, die Injektion in den Gelenkspalt einzuführen. Auch wenn die Behandlung als unangenehm oder leicht schmerzhaft wahrgenommen wird, sorgt sie am Ende doch für eine Verbesserung der Schmerzen. Nebenwirkungen, wie bei anderen Präparaten, treten ebenfalls nicht auf, sodass - resultierend - keine Argumente bestehen, die Therapie mit Hyaluron abzulehnen.